ein Bericht von Matthias Schubert
Am 4. November bekamen wir Besuch von Natasha und Vladimir. Sie sind unsere Koordinatoren aus der Ukraine und verantwortlich für die Verteilung der gespendeten Hilfsgüter. Wir haben sie 1991 in Lettland kennengelernt, als wir unseren ersten Hilfsgütertransport für die Baltischen Staaten durchgeführt haben. Damals wohnten sie noch in Donezk in der Ost-Ukraine. Als 2014 der Krieg im Osten des Landes begann, mussten sie irgendwann ihr kleines Haus fluchtartig verlassen. Sie bauten sich eine neue Existenz in Kiew auf und organisierten Hilfsgütertransporte für die Menschen in den besetzten Gebieten. Die Hilfsgüter mussten sie und andere ehrenamtliche Mitarbeiter, z.T. unter Lebensgefahr, per PKW transportieren, weil ein LKW nicht durch die Militärposten der Besatzer durchgelassen wurde.
Der Überfall des russischen Militärs im Februar 2022 auf die gesamte Ukraine löste eine große Flüchtlingswelle aus. Natasha und Vladimir blieben dort, um den Menschen in der Not zu helfen. Durch die Angriffe, besonders auf die Infrastruktur des Landes, steht der Bevölkerung z.T. kein Strom, keine Heizung, kein Wasser und auch kein Licht zur Verfügung. In Kiew wird der Strom drei Mal am Tag für insgesamt 8 bis 9 Stunden abgeschaltet, weil nicht genügend Energie zur Verfügung steht. Auch nachts ist der Strom in der Regel ganz abgeschaltet. Besonders für Familien mit kleinen Kindern ist diese Situation dramatisch.
Da der ehemalige Arbeitgeber von Natasha nach Frankreich geflohen ist, konnten sie sich etwas Geld verdienen, in dem sie einige Sachen nach Frankreich transportiert haben. Ich habe Natasha und Vladimir gebeten, auf dem Rückweg bei uns vorbeizukommen, damit wir den PKW mit Hilfsgütern beladen können.
Die Ladekapazität von einem VW Caddy ist nicht allzu groß für einen Hilfsgütertransport – dennoch konnten wir etliche Dinge mitgeben, die in der jetzigen Notlage eine große Hilfe sind.
Von Stromgeneratoren bis Babynahrung
Eine Familie aus Berlin machte sich spontan auf den Weg zu einem Discounter und kaufte für diesen Transport 70 Konserven Fertiggerichte, Fleisch und Fisch. 26 Packungen Käse, 5 x Milchpulver, 4 Packungen Waschpulver, 4 Tüten Studentenfutter und 4 Tüten Salzstangen.
Wir bekamen auch noch weitere Sach-und Geldspenden, sodass wir den Wagen mit weiteren Hilfsgütern beladen konnten. Zum Beispiel 72 Liter H-Milch, 417 Kerzen, Wintermäntel, warme Bettdecken, Schlafsäcke, 5 Heizdecken, Windeln, Babynahrung, Isolierkannen, zwei Gaskocher incl. 28 Gaskartuschen, zwei Stromgeneratoren, 3 Powerbanks zum Aufladen von Handys, 4 USB-Tischleuchten, Batterien u.v.m.
Es war uns eine große Freude, Natasha und Vladimir mit dieser Fracht in Richtung Ukraine zu verabschieden. Die beiden waren überwältigt von dieser Hilfe. Natasha war zu Tränen gerührt und sagte, dass sie allen von ganzem Herzen dankt, die sich an dieser Hilfe beteiligt haben. Dieses Dankeschön möchte ich auch an alle Spender weitergeben!
Wir planen einen weiteren Hilfsgütertransport mit einem größeren Transporter im Januar. Weitere Infos darüber in Kürze.
Helft uns mit einer zweckgebundenen oder allgemeinen Spende, damit wir auch weiterhin unsere Freunde direkt vor Ort unterstützen können.